In einer beeindruckenden Veranstaltung wurde am Donnerstag, dem 15. September der Giesberts-Lewin-Preis der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit an den Verein EL-DE Haus verliehen. Als Vertreter der Kreissparkasse Köln begrüßte Herr Tegtmeier als Gastgeber die zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörer im Käthe Kollwitz Museum. Auch im Namen der Leiterin des Kollwitz Museums, Frau Kosseleck, beglückwünschte er die beiden Vorsitzenden des Vereins EL-DE-Haus, Claudia Wörmann-Adam und Martin Sölle, als Preisträger für das Jahr 2022.
Zu Beginn seiner Laudatio stellte Professor Jürgen Wilhelm heraus, „dass es keinen besseren Raum als den mit den wunderbaren Arbeiten der sozial und politisch stets engagierten Käthe Kollwitz geben könne, um den Preis zu verleihen.“
Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung durch Rolly Brings, ebenfalls Preisträger des Giesberts-Lewin-Preises, und seinen Sohn Benjamin. Ergreifend und beeindruckend die Lieder, die beide thematisch im Kontext des EL-DE-Hauses zur Einleitung und zum Ende der Veranstaltung spielten.
Zur Erläuterung für die Gäste stellte Professor Wilhelm heraus, wofür der Giesberts-Lewin-Preis steht: „Johannes Giesberts und Shaul Lewin organisierten in den 1950er Jahren – der eine von Köln aus, der andere aus Tel Aviv – einen deutsch-israelischen Schüleraustausch. Es handelte sich um das erste derartige Projekt in der Nachkriegszeit und noch heute, etwa 70 Jahre danach, gibt es regelmäßig gegenseitige Besuche von Schülern aus Köln und Tel Aviv. Wenn wir vom Engagement Giesberts und Lewins sprechen, sprechen wir von einer Zeit, in der der Nationalsozialismus erst 15 Jahre vorüber war. Es gab die alten Nazis noch in fast allen Ämtern und Unternehmen, in Gerichten, Psychiatrien, bei der Polizei, Staatsanwaltschaft, einfach überall. Sie saßen für verschiedene Parteien in Parlamenten und waren natürlich auch auf der Straße anzutreffen. In dieser bedrückenden Zeit übernahmen Giesberts und Lewin die äußerst schwierige und verantwortungsvolle Aufgabe, in Köln und doch sogleich weit über die Stadt hinaus strahlend eine Zusammenführung der Zivil-Gesellschaften in Deutschland und Israel zu beginnen.“
Im weiteren Verlauf seiner Rede ging Professor Wilhelm dann auf die Geschichte des Vereins EL-DE-Haus ein und schilderte die langwierigen und oft schwierigen Auseinandersetzungen, die das NS Dokumentationszentrum in Köln zu einem Gedächtnisort und einer Dokumentation über die Nazizeit in Köln machen. Lobend stellte er dabei auch die Arbeit der früheren Direktoren des NS-DOK Professor Horst Matzerath und Dr. Werner Jung heraus. Als großen Verdienst des letzteren würdigte er „die Veränderung der Blickrichtung auf Themen der Gegenwart dar. Das NS-Dokumentationszentrum beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus“ die inzwischen in den Fokus der Arbeit gerückt worden seien.
Kritisch bemerkte er, dass „gerade beim Thema NS-Erinnerung, Rechtsextre-mismus, Rassismus und Antisemitismus ein Zusammenschluss aktiver Bürger notwendig sei, der kritisch das Handeln von Politik und Verwaltung der Stadt Köln beobachtet und immer dann den Finger in die Wunde legt, wenn die Bedeutung des NS-DOK nicht die ihm gebührende Wertschätzung erfährt.“
Deutlich stellte Professor Wilhelm heraus, dass „der Verein EL-DE-Haus eine ganz wichtige Rolle bei der Neubesetzung der Direktorenstelle und bei der Nachfolge von Werner Jung spielt. Obwohl seit langem klar war, dass Werner Jung im Oktober 2021 in Pension gehen würde, hat es die Stadt Köln versäumt, sich frühzeitig um eine geordnete Übergabe zu kümmern. Ich darf aber nach einem Gespräch am Sonntag mit dem Kulturdezernenten der Stadt ankündigen, dass nun endlich im September, in der übernächsten Woche, eine Entscheidung fallen wird.“
Der Verein EL-DE-Haus hat den Giesberts-Lewin-Preis „für die herausragende Förderung des christlich-jüdischen Dialogs sowie ein entschiedenes Eintreten gegen rassistische und antisemitische Tendenzen und für Toleranz und Völkerverständigung in Gesellschaft, Politik und Kultur“ erhalten.
Der an Claudia Wörmann-Adam und Martin Sölle als Vereinsvorsitzende überreichte Preis gehe an sie als Auszeichnung stellvertretend für das Engagement vieler Bürgerinnen und Bürger im Verein. Das Zeichen der Wertschätzung gelte allen Mitgliedern, ohne die es den aktiven Verein EL-DE-Haus nicht gäbe.
„Ihnen allen“, so Professor Wilhelm, „gebührt großer, nachdrücklicher Dank und eine hohe Anerkennung!“
Die Rede von Professor Wilhelm zur Verleihung des Preises durch die Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit kann als PDF Laudatio_Wilhelm_final_CJG Giesberts Lewin Preis September 2022 heruntergeladen werden.
Die Dankesrede von den Vorsitzenden des Vereins EL-DE-Haus, Claudia Wörmann-Adam und Martin Sölle kann hier als PDF geladen werden: Reden zur Preisverleihung Sölle und Wörmann-Adam.