Förderverein des NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Glückwunsch und Dank an Rolly Brings

Verleihung des Karl-Küpper-Preises 2022

Es war ein besonderer Abend, der zeigte wie die Stadt Köln von und mit ihrer Zivilgesellschaft lebt. Für sein langjähriges und beispielgebendes Engagement wurde Rolly Brings mit dem Karl-Küpper-Preis in der Piazzetta des Rathauses am 14. November geehrt. In seiner Ansprache stellte Präsident Christoph Kuckelkorn für die Preisgeber des Festkomitees Kölner Karneval von 1823 e.V., dem Verein der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums e.V. und der Stadt Köln heraus, dass Rolly Brings der Preis in Würdigung seines besonderen Maßes an Engagement und Zivilcourage für die vielfältige Stadtgesellschaft und seinen steten Einsatz gegen Rassismus, Ausgrenzung und Diskriminierung verliehen wurde.

OB Reker, Rolly Brings, Bernhard Cronin und Christoph Kuckelkorn (Foto: HB)

Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die schon langjährig mit dem Preisträger freundschaftlich verbunden ist, betonte in ihrem Grußwort den Mut und seine Haltung mit denen er sich immer wieder für Demokratie, Gerechtigkeit und Verantwortung vor unserer Geschichte eingesetzt hat: „Es gibt Stimmen, die berühren uns – die dringen in unsere Herzen und unseren Verstand. Sie appellieren, sie erinnern – und sie bewegen. Rolly Brings hat so eine Stimme. Sie ist rau, ehrlich, klar und „Kölsch“. Und sie hat uns Kölnerinnen und Kölnern so viel mitgeteilt. Sie hat gemahnt zu Offenheit, sie hat Kante gezeigt gegen Rassismus und Antisemitismus. Sie hat ihr Wort erhoben gegen Diskriminierung. Sie ist eingetreten für Geflüchtete, Ausgegrenzte und von dieser Gesellschaft Vergessene.“ Mit seiner Musik habe er so viel für eine aktive und mobilisierte Kölner Zivilgesellschaft erreicht. Entscheidend habe er zur Erinnerung an mutige Menschen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus beigetragen. Sowie unermüdlich gemahnt gegen die Gefahr von Antisemitismus, Rassismus und den Bestrebungen der politischen Rechten. Herzlich gratulierte sie dem „Frontmann unserer engagierten und couragierten Zivilgesellschaft!“

Werner Jung bei der Laudatio (Foto: HB)

Dr. Werner Jung, der ehemalige Direktor des NS-DOK, erinnerte in seiner Laudatio – aus der wir im Folgenden zitieren – zu Beginn an den Namensgeber des Preises: „Der Karl-Küpper-Preis ist nicht irgendein Preis, einer von so vielen. Das Besondere besteht allein schon darin, dass mit dem Preis ein berühmter Karnevalist geehrt wird – Karl Küpper. Der beste Büttenredner seiner Zeit. Besonders ist jedoch auch, wer ihn gestiftet hat: das Festkomitee Kölner Karneval höchstselbst. Im Preis kann man eine Art Selbstverpflichtung des Kölner Karnevals sehen, – anders als Jahrzehnte lang nach 1945 – sich seiner Geschichte (insbesondere in der NS-Zeit) und seiner heutigen – ohne Zweifel – großen gesellschaftlichen Verantwortung zu stellen.“

Im weiteren Verlauf der Laudatio formulierte Werner Jung dann gekonnt die Preiswürdigkeit des Kölner Musikers: „Karl Küpper wird als unangepasst, widerborstig, kritisch, gradlinig, standhaft, aufrecht beschrieben. All das kann man auch über Rolly sagen. Karl Küpper und Rolly Brings sind Seelenverwandte.“ Wie es zu dem jahrzehntelang andauernden Engagement des Preisträgers gekommen ist, schilderte Jung an dessen Lebenslauf und verschiedenen Aspekten wie der Liebe zur Heimatstadt Köln, der kölschen Sprache und der Geschichte von unten. „Köln bezeichnete Rolly einmal als die „Unvollendete“. Die Rheinländer wären ohnehin „schwer regierbar“ – darauf – so meint er – sollte man eigentlich stolz sein. Wer seine Texte liest, seine Lieder hört, erkennt seine große Gelehrsamkeit und sein breites Interesse an der Geschichte der Stadt.“

Ein weiterer wesentlicher Baustein für „Rolly´s Seelengebäude“ ist die Kölsche Sprache: „Kölsch ist für ihn unverblümt, ungeschminkt, näher dran am Menschen als das Hochdeutsche. So sagt er: „Wenn wir Kölsch sprechen, sind Herz und Kopf mit von der Partie.“ Und er besteht auch darauf: „… wer Kölsch spricht, ist deswegen noch lange nicht ungebildet oder dumm“. So ist es ihm wichtig, seinem Publikum das Kölsche näher zu bringen. Für jedes seiner Konzerte, die er häufig mit seinem Sohn Benjamin bestreitet, verteilt er Papiere mit den Texten seiner Lieder, die er vorträgt, auf Kölsch und auf Hochdeutsch.“

Rolly Brings mit seiner Frau Gaby sowie Claudia Wörmann-Adam  mit Fritz Bilz, dem Autor des Buches über Karl Küpper (Foto: HB)

Inhaltlich ist Rolly Brings immer überzeugend und aufklärend. Er hat es selbst einmal so formuliert: „“Ich fühle mich mit Menschen verbunden und will mit ihnen weiterhin Sorge tragen, dass nicht vergessen wird, wohin es einst führte und zukünftig schleichend führen kann, wenn wir nicht wachsam solidarisch sind und Antisemitismus, Rechtsextremismus … Rassismus, ideologischen (aber auch religiösen) Fanatismus nicht bekämpfen.“

Deutlich stellte Werner Jung auch das Werk des Musikers Rolly Brings heraus: „1986 veröffentlichte er die Kassette und das Album „Für ein besseres Morgen. Lieder auf Kölsch“. Darin finden sich politische Lieder über Nelson Mandela und Nicaragua, über ganz normale Menschen wie einen Rom, eine türkische Arbeiterin und einen türkischen Arbeiter und die „Ballad Vum Facharbeider Klein Un Dem Microship“. Es wurden zudem zwei Lieder aufgenommen, die auch heute noch häufig gespielt werden: Edelweißpiraten (1983 geschrieben und von den Bläck Fööss in ihr Repertoire aufgenommen) und das Lied „EL-DE-Huus“, das 1982/83 komponiert wurde und noch heute bei jedem Auftritt von Rolly im EL-DE-Haus gespielt wird.“ Nicht zu vergessen auch die Lieder über Sinti und Roma, oder über das Schicksal der Juden am Beispiel des Liedes „David“ oder der Dichtungen des jiddischsprachigen Dichters Itzik Manger aus dessen Buch „Dunkelgold“.

Bewundernswert seine Zähigkeit und sein Durchhaltevermögen über so viele Jahre hinweg „für Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen. Als ein Kämpfer gegen Antisemitismus und Antiziganismus, gegen Diskriminierung und Rassismus, für Demokratie und Gleichberechtigung. Dank auch schließlich für seine enge Verbundenheit und „eine Art Patenschaft über das NS-DOK und das EL-DE-Haus.“

Die Co-Vorsitzenden des Verein EL-DE-Haus Claudia Wörmann-Adam und Martin Sölle und der Laudator Werner Jung gratulieren Rolly Brings. Neben ihm Gerhard Küpper.   (Foto: HB)

 

Sichtlich gerührt nahm der zu Recht so außerordentlich Gelobte die Glückwünsche und den Preis entgegen. Nachdem er sich in das Goldene Buch der Stadt eingetragen hatte, dankte er für die Ehrung musikalisch mit vier Liedern, deren Text auf Kölsch und Hochdeutsch allen Anwesenden vorlagen. Für Karl Küpper die Homage „Es et am rääne?“. Für Menschen auf der Flucht und die erste Preisträgerin des Küpper-Preises Carola Rakete das Lied „Wat söke uns Dräum?“. Als überzeugter Europäer ein Lied über Europa und zum Abschluss als Dank an seine Mutter „Leev Mamm“.

Nachfolgend mit Zustimmung von Rolly Brings die 1. Strophen und links zu den Liedern.

 

Es et am rääne?

Du setz bovven op d`r Bütt.
Em Saal weiß jeder, was jetz kütt:
Och die Nazis en d`r eeschte Reih.

 

Wat söke uns Dräum?

För Gertrud Koch, Jean Jülich un Fritz Theilen

Wat söke uns Dräum
wenn se fahre op Scheffe
die usenanderfalle
enjezwängk unger Deck
met möde Jeseechter
un zerresse Hätzer?

 

Europa
Europa ohne Jrenze, Europa ohne Kreech.
Europa ohne Chauvi-Stuss: Dat wor ne lange Wääch.
Minge Pap un minge Opa marscheete zweimol durch Europa
met Hass em Hätz – fies opjehetz,
mem Stahlhelm om Kopp: tödlich beklopp.

 

Leev Mamm

Du häs sechs Enkelkinder,
Elf Urenkelcher och;
Du bes nit verjesse,
Du läävs en unserer Sproch.
Jede Baum om Friedhoff,
Dä ruusch, wat du jesaat,
Wat du meer und mingem Broder
Häs en et Hätz jelaat.

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