Förderverein des NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

Kulturdezernent und neuer Leiter des NS-DOK beim Vorstand des Fördervereins EL-DE-Haus

Kulturdezernent Charles stellt den NS-Dok-Leiter vor (Foto: Maretzky)

Im Anschluss an die Vorstandssitzung vom 8.November 2022 haben der Kulturdezernent Stefan Charles und der neue Direktor des NS-Dokumentationszentrums, Dr. Henning Borggräfe, den Vorstand des Vereins EL-DE-Haus besucht. Der Kulturdezernent signalisierte eine deutliche Unterstützung der  Museen der Stadt Köln.

Dr. Henning Borggräfe hatte sich bereits am 25. Oktober mit einem Grußwort an die Mitgliederversammlung des Vereins El-DE-Haus gewandt, das wir nachstehend veröffentlichen:

Sehr geehrte Mitglieder des Vereins EL-DE-Haus,

ich danke Ihnen für die Möglichkeit, mich Ihnen auf diesem Weg kurz vorzustellen. Es freut mich sehr, zum 1. November die Position des Direktors des NS-DOK zu übernehmen. Die Leitung und Weiterentwicklung dieses wichtigen und auch dank Ihres langjährigen Engagements heute so großen und renommierten Hauses betrachte ich als eine spannende Herausforderung, der ich mich gemeinsam mit dem Team des NS-DOK sehr gerne stelle.

Kurz ein paar Worte zu meiner Person: In den letzten sieben Jahren habe ich als Abteilungsleiter für Forschung & Bildung bei den Arolsen Archives, einer von den Alliierten als Suchdienst gegründeten Einrichtung mit der weltweit größten Sammlung zu Opfern und Überlebenden der NS-Verbrechen, die Umgestaltung zu einem offenen Erinnerungs- und Informationszentrum mitverantwortet. Dabei habe ich als Leiter eines bis zu 20-köpfigen Teams zahlreiche Forschungs- und Vermittlungsprojekte entwickelt und erfolgreich durchgeführt. Hierzu zählen u.a. die 2019 eröffneten Dauerausstellung »Ein Denkmal aus Papier«, die ich als Projektleiter verantwortet habe, oder zuletzt das internationale Kooperationsprojekt #LastSeen, bei dem ein Online-Bildatlas zu Deportationsfotos entsteht, flankiert von einer Social Media-Kampagne und einer mobilen Ausstellung. Das verbindende Ziel meiner Arbeit war und ist es, historisches Wissen mit innovativen Ansätzen in seiner gegenwärtigen Bedeutung breit sichtbar und zugänglich zu machen.

Dr. Henning Borggräfe (Foto: Maretzky)

Als promovierter Zeithistoriker mit Forschungsschwerpunkten zu Gesellschaft und Verfolgung im Nationalsozialismus, der Nachgeschichte der Verbrechen und der Digital History, verfüge ich über eine langjährige Forschungserfahrung und breite Erfahrungen in der Durchführung von Veranstaltungen wie der Präsentation von Fachwissen, auch in den Medien. Seit 2019 arbeite ich nebenberuflich für das U.S. Holocaust Memorial Museum in Washington, D.C. an einem Band der »Encyclopedia of Camps and Ghettos« zur NS-Zwangsarbeit. Darüber hinaus befasse ich mich seit langem mit Fragen musealer Vermittlung und stadtgeschichtlicher Erinnerungskultur. So war ich u.a. vor meiner Tätigkeit in Bad Arolsen an der Neukonzeption der Gedenkstätte im ehemaligen Dortmunder Gestapogefängnis »Steinwache« beteiligt.

Im Profil des NS-DOK kommen die Themen zusammen, mit denen ich mich in Forschung und Vermittlung intensiv beschäftige. Diese Arbeit zukünftig hier – im Kontext der lebendigen Kölner Erinnerungskultur und der größeren Geschichte dieser vielfältigen Metropole – fortsetzen zu können, ist eine sehr reizvolle Aufgabe. Durch die hervorragende Arbeit des NS-DOK in den vergangenen Jahren, seine Größe und Ausstattung sowie den Schatz an Quellen und Wissen bieten sich exzellente Möglichkeiten, einen Erinnerungs- und Lernort fortzuentwickeln, der in der Stadt einen wichtigen Platz einnimmt, aber auch überregional und international Strahlkraft besitzt. Der Fokus auf die Lokalgeschichte steht diesem Anspruch keinesfalls im Weg. Vielmehr bietet gerade er hervorragende Perspektiven, die vielfach unfassbare Geschichte des Nationalsozialismus in ganz konkreten Geschichten greifbar zu machen und damit für heutige Befragungen zu öffnen.

Eine besondere Stärke sehe ich auch darin, dass mit der Info- und Bildungsstelle ein Arbeitsbereich im NS-DOK angesiedelt ist, dessen Tätigkeit unmittelbar auf die Gegenwart zielt. Die Wichtigkeit dieser Arbeit ist mir durch langjähriges Engagement in Initiativen gegen Rassismus und Rechtsextremismus im Ruhrgebiet gut vertraut.
Für die Weiterentwicklung des NS-DOK in den nächsten Jahren erachte ich vier Kontexte als wichtig: erstens der Umbruch im Haus, bedingt durch die räumliche Erweiterung und den Leitungswechsel; zweitens die mit der neuen Historischen Mitte anvisierte verstärkte Kooperation; drittens der Wandel unserer Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, geprägt durch die Digitalisierung und das Ende der Zeitzeugenschaft; schließlich viertens wachsende gesellschaftlich-politische Spannungen und die rechte Mobilisierung als Herausforderungen der Demokratie.

Für das NS-DOK wird es vor diesem Hintergrund notwendig sein, Strukturen zu modernisieren und eine neue Strategie zu entwickeln. Hierzu habe ich bereits viele Ideen und freue mich darauf, auch die Vorstellungen und Überlegungen der Mitarbeiter*innen kennenzulernen. Und hierbei möchte ich auch Sie als Verein EL-DE-Haus mit einbeziehen. Eine übergreifende Herausforderung sehe ich darin, das Haus noch mehr mit der städtischen Öffentlichkeit und den vielfältigen Lebenswelten der Kölner*innen zu verbinden und die Bürger*innen stärker an Aktivitäten des NS-DOK zu beteiligen. Für diese Aufgaben bringe ich vielfältige Kontakte mit und bietet die Stadt Köln mit ihrer großen Museumslandschaft, der Universität, der Medienszene und der lebendigen Zivilgesellschaft ein Netz starker Partner.

Insbesondere schätze ich es, mit Ihrem Verein einen Akteur an der Seite des Hauses zu wissen, der sich nicht darauf beschränkt im Hintergrund zu unterstützen, sondern selbst aktiv ist und sich einsetzt, wenn es darauf ankommt.

Herzliche Grüße,
Henning Borggräfe

Der Vorstand mit dem Kulturdezernenten und dem Leiter des NS-DOK  (Foto: Mitarbeiterin Security)

 

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