Seit dem 30. Mai ist jetzt endlich die Stellenausschreibung für die Leitung des NS-DOK und die Nachfolge von Dr. Werner Jung veröffentlicht. Kann man zufrieden sein? Teils teils.
Es ist Wort gehalten worden, bezogen auf die Zusage des Kulturdezernenten Herrn Charles, dass mit der Ausschreibung in der 22. Woche zu rechnen sei.
Jedoch finden sich Formulierungen im Ausschreibungstext, die uns irritieren, die in allen Gesprächen, die die Vorsitzenden des EL-DE-Haus Verein sowohl mit dem Kulturdezernenten, als auch mit Mitgliedern des Kulturausschusses des Kölner „Regierungsbündnisses“ geführt haben, widersprechen bzw. verschwiegen wurden. Es war Einigkeit hergestellt worden, dass die Direktion fachwissenschaftlich mit einer Historikerin bzw. einem Historiker besetzt werden soll. Nun wird dieses entscheidende Kriterium aufgeweicht durch den Zusatz „zum Beispiel der Fachrichtung Public History oder Didaktik der Geschichte“. Dies ist jedoch nicht die geforderte Fachwissenschaft von Forschung und Dokumentation, sondern deren Anwendung und Vermittlung, die im NS-DOK ohnehin stark vertreten ist.
Der zweite Punkt, der irritiert, ist, dass es sich bei der Stelle nicht mehr – wie bei der vorgehenden Ausschreibung – um eine unbefristete Stelle handelt, sondern sie auf fünf Jahre befristet ist, mit der „Option einer Verlängerung darüber hinaus“. Diese Einschränkung ist auch nicht in den Gesprächen mit den Beschäftigten des NS-DOK erwähnt worden und führt dort ebenfalls zu einiger Verunsicherung. Diese Befristung mag bei den Kölner Museen in der Regel üblich sein. Doch für den Bereich einer Gedenkstätte hätte es hier eine Ausnahme geben müssen, wie sie bereits in der Vergangenheit bei einem anderen städtischen Museum angewandt wurde. In den zahlreichen NS-Gedenkstätten in Deutschland ist – unserer Kenntnis nach – die Praxis so, dass die Direktionsstellen unbefristet sind. Die Frage ist, wer von potentiell infrage kommenden Bewerber*innen, die eine unbefristete Stelle z. B. in einer Gedenkstätte haben, lässt sich auf eine solche Befristung ein.
Ansonsten sind zahlreiche Punkte und Formulierungen aus der vorhergehenden Ausschreibung übernommen worden. Wobei sich fragen lässt, warum es überhaupt einer weiteren Ausschreibung bedurfte. Vielleicht ist es jedoch so, dass bei der Stadtverwaltung, die mit der neuen Ausschreibung bereits das dritte Verfahren zur Besetzung der Stelle durchführt, das Prinzip gilt: „Alle guten Dinge sind drei.“
Etwas merkwürdig ist es, dass als „Leitgedanke des Hauses eine diversitäts-orientierte Öffnung nach innen und außen“ bezeichnet wird. Mal abgesehen davon, dass gerade die Arbeit des NS-Dokumentationszentrums in den letzten Jahren von diesem Prinzip ohnehin stark geprägt war, ist ein solcher „Leitgedanke“ doch so allgemein formuliert, dass er mehr ein Leitziel für die gesamte Stadtverwaltung sein kann. Mehr als ärgerlich ist, dass in der Ausschreibung zwar von „Demokratieförderung“ die Rede ist, aber das im Aufbau begriffene neue „Haus für Erinnern und Demokratie“, das von unserem Verein mit einer großen Spendenkampagne gefördert wurde, mit keinem Wort erwähnt wird. Hier ist ein für die Zukunft erarbeitetes Projekt absolut vernachlässigt.
Dieses neue Haus, dass vor allem (aber nicht nur) jungen Menschen mit modernen Angeboten zur Demokratieförderung und neuen Formen der Bildungsarbeit, mit Erzählcafés und dem „Jungen Museum“ ganz neue Zugangsformen zur Geschichte und Gegenwart anbietet, ist von den politisch Verantwortlichen anscheinend nicht erkannt, und damit für sie wohl auch nicht von Bedeutung, sodass man es erwähnen müsste
Nach unserer Meinung ist der Leitgedanke für eine Gedenkstätte wie das NS-DOK: Erinnern und Demokratieförderung miteinander zu verbinden – mithin also, das „Haus für Erinnern und Demokratie“ entstehen zu lassen und mit Leben zu füllen.
Vorläufiges Fazit: Unseres Erachtens muss mindestens nachgebessert werden bei der zitierten Option der Verlängerung, dass es sich dabei um eine zu realisierende unbefristete Verlängerung handelt. Und zudem muss sichergestellt werden, dass die fachwissenschaftliche Leitung des NS-DOK von einer Historikerin bzw. einem Historiker übernommen wird.
Claudia Wörmann-Adam
Co-Vorsitzende