Förderverein des NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln

MA´ALOT das größte Kölner Außenkunstwerk

Mit großem Interesse und spannenden – für sie neuen Informationen – haben Mitglieder und Freunde des Vereins EL-DE-Haus am Sonntag, dem 8. Oktober an einer Führung zum Environment MA´ALOT des Künstlers Dani Karavan teilgenommen.

Martin Sölle begrüßt die Teilnehmer*innen der Führung ( Foto: HB)

Die Architektin und Kunsthistorikerin Mareike Fänger hat den Teilnehmenden kenntnisreich und umfassend aus verschiedenen Perspektiven das Kunstwerk auf dem Heinrich-Böll-Platz beim Dom und der Philharmonie erläutert. Unter Bezug auf ihre fachlichen Erläuterungen greifen wir mit freundlicher Genehmigung von Detlef Hagenbruch auf seine Darstellung zu Dani Karavans Kunstwerk auf der Homepage des Projektes für das Kunstwerk MA´ALOT zurück:

„Wenn in früheren Zeiten die Pilger vom Rhein kommend hinauf zum Dom zogen, passierten sie nach dem Aufstieg zunächst die Stiftskirche Maria ad gradus (Maria zu den Stufen), die allerdings bereits im Zuge der Profanisierung der Domumgebung 1816/17 abgerissen wurde. Der israelische Künstler Dani Karavan greift diese Tradition auf und nennt dieses von ihm geschaffene Environment Ma‘alot. = Schir ha Ma‘alot = „Ein Aufstiegsgesang“. So übersetzt Martin Buber den Anfang der Psalmen 120-134. Ma’alot bedeutet aber auch Stufen.

Für den Besucher fällt, vom Rhein her oben angekommen, der Blick geradewegs auf die architektonische Großplastik. Auch hier: Stufen. Im Wechsel von Granit und Gußeisen kommt dieser Plastik, die größte Bedeutung zu. In zeitgemäßem Sinne ersetzt Sie die einst in Verlängerung des Domchores errichtete mittelalterliche Kirche St. Maria ad gradus, die in liturgischem Sinne für vom Rhein kommende, prominente Gäste das Tor zum Dom gewesen war. Für den Betrachter ist dieses Werk ein markantes Platzzeichen und schlägt den Bogen vom Mittelalter zur Moderne.“ [1]

Der Blick vom Rheinufer       (Foto: HB)

Um diesen Weg und die Perspektive erfahrbar zu machen, machte die Gruppe unter Anleitung von Mareike Fänger einen Rundgang vorbei am Kurt-Hackenberg-Platz über die Bischofsgartenstraße bis zum Rheinufer. Von dort aus war dann der offene Blick frei auf den Dom und den davor platzierten 10,80 Meter hohen Turm des MA´ALOT an der nordöstlichen Ecke des Heinrich-Böll-Platzes.

Der Turm ist das „markantestes Element der Platzgestaltung…. Über einer quadratischen Grundfläche von 2,70 x 2,70 m erheben sich sechs Stufen von je 1,80 m Höhe, abwechselnd aus Granit und Gusseisen: Eine von Osten und Westen über Treppenstufen begehbare Skulptur, Schlitze und Durchbrüche fokussieren den Blick auf Dom und Rheinbrücke und verschaffen dem massiven Konstrukt Transparenz. Ein 100 m langer „Granitteppich“ führt vom Eingang des Museums hinüber zu dieser Turmskulptur.

Der Blick über den Heinrich-Böll-Platz (Foto: HB)

Vor der Glasfront des Museumsrestaurants markiert eine aus dem Boden wachsende Kreisstruktur – wiederum im Wechsel von sechs Granit- und Eisensegmenten gestaltet – das Podium des Konzertsaals unter dem Platz. Zwei weitere Ringe verlängern die Kreisbewegung hinaus auf die Platzfläche. Als „graphisches Element“ strukturieren zudem in den Boden eingelassene Eisenbahnschienen, parallel geführt und im 45° Winkeln gegeneinander gesetzt, die Fläche des Platzes.“[2]

„Im August 1986 wurde der Platz fertig gestellt. Karavan bezeichnet sein Kunstwerk “Ma’alot” als “Environment aus Granit, Gusseisen, Ziegelsteinen, Eisen und Schienen, Gras und Bäumen”. Ein Werk, welches in enger Zusammenarbeit mit den Architekten Busmann und Haberer und dem Landschaftsarchitekten Luz wesentlich geprägt wurde. Wie selbstverständlich verbindet Karavan die gegensätzlichsten Materialien und zeigt dadurch die Extreme, zwischen denen jüdisches Leben in Deutschland stattfand, zwischen Bäumen und Schienen.“ …

Mareike Fänger erläutert das Gesamtkunstwerk mi dem Blick vom Rhein zum Dom und Ma´alot (Foto: HB)

Dani Karavan selbst sagt, … das Kunstwerk habe »nicht die Aufgabe, eine bestimmte Geschichte zu erzählen oder bestimmte Zusammenhänge zu bebildern. Es kann nur Widerhall hervorrufen und Assoziationen beim Betrachter, beim Besucher, beim Passanten evozieren“. Aber, so Karavan weiter: „Wenn ich jetzt als Israeli, als in Israel geborener Jude, zwischen den fließenden Wassern des Rheins und der ruhenden Masse des Doms ein Kunstwerk hinterlasse als Teil eines neuen Kulturzentrums, kann ich es, selbst wenn ich wollte, nicht vermeiden, mit meinen Fingerspitzen durch die natürlichen Materialien hindurch zu tasten, und ich berühre Erinnerungen.«

Mit diesen Worten Dani Karavans beendete die Kunsthistorikerin ihre Führung und gab damit einen Anstoß, das Environment ausführlich zu betrachten und seine Platz in Geschichte und Kunstgeschichte zu reflektieren.

Zur intensiven Betrachtung des größten Außenkunstwerks im Kölner Raum empfiehlt sich vorbereitend eine intensive Lektüre der Homepage der Bürgerinnen und Bürger für Ma’alot.[3]

[1] Siehe https://www.maalot.de/
[2] ebenda
[3] https://www.maalot.de/BuergerInnen-fuer-Ma-alot/